JadeBay-Netzwerkabend zum Thema "Inklusion am Arbeitsplatz" Unternehmen aus der Region wurden Chancen der Inklusion aufgezeigt

Offenheit, Inklusion und gegenseitige Wertschätzung sind das Fundament für eine fortschrittliche Gesellschaft und das Potenzial schwerbehinderter Menschen als Arbeitskräfte ist längst noch nicht ausgeschöpft.

Die JadeBay GmbH lud Unternehmensvertreter aus der gesamten JadeBay-Region ein zur Diskussion über Inklusion am Arbeitsplatz. Die Veranstaltung bot Einblicke in die Arbeitswelt von Menschen mit (Schwer-)Behinderungen und informierte über Projekte und Möglichkeiten für Unternehmen, Inklusion in der Arbeitswelt umzusetzen. 

Qualifizierte Fachkräfte unter 500 Schwerbehinderten auf Jobsuche

Wie können Unternehmen Schwerbehinderte in der Arbeitswelt einbinden und zugleich ihren Bedarf an Fachkräften decken? Darum ging es bei einer Diskussion, zu der die JadeBay GmbH in Kooperation mit der Gemeinnützigen Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit mbH (GPS) am 25. August in Wilhelmshaven eingeladen hatte.
Die sehr herzliche JadeBay Netzwerk-Veranstaltung, in den Räumlichkeiten des Modellprojektes Inklusion, kurz MOIN, zeigte zahlreichen Vertretern/-innen aus Wirtschaft, Verwaltung, Kammern und Verbänden Beispiele für eine gelungene Integration in den ersten Arbeitsmarkt auf.
Frau Schute, Geschäftsführerin der JadeBay GmbH, begrüßte die Anwesenden, führte in das Thema ein und dankte insbesondere der gastgebenden GPS für ihre Bereitschaft, Einblicke in die tägliche Arbeit und in das Unternehmen zu geben. "Wir wurden von der GPS mit offenen Armen empfangen."

Modellprojekt Inklusion "MOIN"

Zunächst stand das von der Arbeitsagentur, den Jobcentern und der GPS gemeinsam entwickelte Modellprojekt Inklusion "MOIN" im Fokus. Ob schwerbehinderte Diplom-Chemikerin oder Ungelernter – für beide konnten MOIN-Mitarbeiter bereits eine neue Arbeit finden. Die Arbeitsweise des Teams mit den Teilnehmern sowie erste Erfolge, konnten den Gästen anhand der Geschichte von Manfred Wulf präsentiert werden.
Herr Wulf hatte viele Jahre als Reinigungskraft im Kernkraftwerk Unterweser gearbeitet. Nachdem er nach einer Erkrankung als schwerbehindert galt, war der 56-Jährige zehn Jahre lang arbeitslos. Mit Hilfe des Inklusionsbegleiters André Bodenstein und dem Arbeitgeber-Service des Jobcenters konnten alle Hürden auf dem Weg zum erneuten Berufseinstieg beseitigt werden.

v. l.: Lizzy Mecklenborg-Pahlke (Jobcenter Friesland), André Bodenstein (Modelprojekt MOIN), Manfred Wulf (Projektteilnehmer), Frank Klug (Prokurist WilSer GmbH)

Seit Mai ist er als Reiniger bei der WilSer GmbH angestellt. In den ersten drei Monaten zunächst probebeschäftigt. Das Gehalt kam währenddessen vom Jobcenter, ebenso wie zuvor eine Förderung für den notwendigen Autokauf zur Ausübung seiner Tätigkeit an wechselnden Arbeitsorten. „Ich bin froh, dass ich jetzt noch einmal wieder angreifen kann“, freute sich Manfred Wulf. Ein Angriff der bisher erfolgreich verläuft- das findet auch Arbeitgeber Frank Klug.
„Von unseren 55 Mitarbeitern haben 21 einen Schwerbehindertenausweis“, sagt Frank Klug, Prokurist bei WilSer. Damit zeigte der Dienstleister für Gebäudereinigung und Objektbetreuung, dass Inklusion machbar ist. „Wichtig ist ein Bezugsmitarbeiter im Unternehmen“, betont Klug. Das hat auch dem neu eingestellten Manfred Wulf den Einstieg erleichtert.
Rund drei Millionen Schwerbehinderte in Deutschland sind erwerbsfähig. „Im Landkreis Friesland und der Stadt Wilhelmshaven suchen etwa 500 einen passenden Arbeitsplatz“, erklärte Heide-Mary Wilken von der Bundesagentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven. Darunter sind Kaufmännische Fachkräfte ebenso wie solche für Systemintegration oder Bildbearbeitung. Firmen könnten nicht nur von den Fähigkeiten dieser Mitarbeiter profitieren, legte Bernd Heidenreich von der GPS dar. Bei einer Einstellung entfällt gegebenenfalls auch die Schwerbehindertenabgabe. Außerdem kann die Integration von gehandicapten Arbeitskräften bis zu 96 Monate mit einer Eingliederungshilfe gefördert werden, erfuhren die Unternehmensvertreter bei dem Diskussionsabend.

Initiative "Vielfalt leben"

Die Initiative „Vielfalt Leben“ brauchte nicht viele Worte um sich zu präsentieren. Der Film „Vielfalt leben im Ammerland“, in dem Teilnehmer von ihren Inklusionserfahrungen berichten, sprach für sich.

Das Service-Team der Werkstatt Wilhelmshaven verteilte zur Freude der Gäste und mit der von Frank Schnieder, Geschäftsführer der JadeBay GmbH, herausgehobenen Herzlichkeit, noch einen kleinen Imbiss von der Lunchbox Wilhelmshaven.

Vorstellung der GPS-Werkstätten

Abschließend wurden seitens der GPS noch die verschiedenen Produkte und Dienstleitungen der GPS-Werkstätten vorgestellt und somit die vielfältigen Möglickeiten für Zusammenarbeit aufgezeigt.

In sechs Werkstätten an acht Standorten in der Region arbeiten derzeit 1300 Beschäftigte, die dem Arbeitsmarkt anderweitig nicht zur Verfügung stünden. Hier zeigt sich, dass behindert und leistungsfähig sich nicht ausschließen müssen. Die Beschäftigten der Werkstätten werden angeleitet von 250 Mitarbeitern der GPS und decken ein breites Spektrum an Arbeiten ab. Dieses reicht von einfachen Handarbeiten bis zu anspruchsvollen Fertigungsmethoden unter Einbeziehungmoderner Maschinen und schließt auch Großaufträge nicht aus, die gemeinsam gestemmt werden.

Ihre sogenannte Behinderung mag die Beschäftigten in gewissen Bereichen einschränken. Sobald sie aber eine Arbeit gefunden haben, die ihnen liegt und Freude macht, entfalten sie ihre Fähigkeiten, ihre Stärken und ihre Ausdauer wie jeder andere Arbeitnehmer auch.

Wieder einmal wurde deutlich wie sehr Menschen mit einer Behinderung ihren Beitrag leisten und das Inklusion ein Thema für alle ist – auch für Unternehmen. „Die vielen gelungenen Praxisbeispiele zeigen, wie Schwerbehinderte sich auf dem ersten Arbeitsmarkt bewähren“, sagte Frank Schnieder zum Ende der Veranstaltung. „Es ist klar geworden, dass es hier ein großes Potential an qualifizierten Fachkräften gibt, das nur auf Chancen und Möglichkeiten wartet.“ Zumindest ein Unternehmen neben der WilSer GmbH musste davon nicht mehr überzeugt werden. Matthias Witte, Prokurist der Firmengruppe Nietiedt überlegt bereits, wo weitere Beschäftigte mit einem Handicap einzusetzen sind. „Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht und wollen das ausbauen." Einsatzmöglichkeiten sieht Witte etwa im Bereich des Lagers.